Welche Lizenz hat dann mein Arbeitsergebnis?
1. Nicht jede Verwendung ist eine „Bearbeitung“
Wenn Material mit einer Creative-Commons-Lizenz versehen ist, die keine Bearbeitung erlaubt (No Derivatives, ND), so muss man dennoch nicht komplett darauf verzichten, es für eigene Materialien zu verwenden. Urheberrechtlich gesehen macht es einen Unterschied, ob Material lediglich zusammengestellt oder für ein neues, eigenständiges Werk verwendet wird.
Wer vorhandene Werke unverändert zusammenfügt, sodass sie nur nebeneinander für sich stehen, kann das in der Regel auch ohne Erlaubnis zur Bearbeitung tun. Ein Beispiel sind Texte, die für einen einfachen Reader zusammengestellt werden. Das gleiche gilt, wenn ein Foto oder eine Illustration unverändert in einen Text oder ein Arbeitsblatt eingefügt wird.
Weitere Beispiele, wann man Material üblicherweise auch ohne das Recht zur Bearbeitung verwenden darf, listet der Praxisleitfaden zu Creative-Commons-Lizenzen auf. Sie sind jedoch nur als Daumenregel zu verstehen:
Überblick: Verwenden von Material mit ND-Lizenzen
Ein neues, eigenständiges Werk entsteht hingegen, wenn die Ausgangswerke bei der weiteren Verwendung inhaltlich miteinander verschmelzen, beispielsweise beim Kombinieren oder Collagieren von Illustrationen und Fotos.
2. Vorsicht beim Kombinieren
Wenn die Ausgangswerke unterschiedlich lizenziert sind, müssen bei einer einfachen Zusammenstellung alle vorkommenden Lizenzen einzeln genannt werden. Wird das Material dagegen – wie beschrieben – verschmolzen, entsteht daraus ein neues, eigenständiges Werk.
Für dieses neue Werk darf man wiederum eine Lizenz vergeben. Welche das ist, ist nicht beliebig, sondern richtet sich nach demjenigen Material, dessen Lizenz die meisten einschränkenden Bedingungen trägt.
Steht etwa ein Teil des verwendeten Materials unter der Lizenz „Namensnennung Share-alike“ (CC BY-SA), welche die öffentliche Weiterverwendung nur unter gleichen Bedingungen erlaubt, so darf diese Bedingung beim neuen Werk nicht herausgekürzt werden. Manchmal kann es vorkommen, dass Lizenzen zueinander nicht kompatibel sind, das Material also nicht verschmolzen werden kann. Eine Übersicht zu den Kombinationsmöglichkeiten verschiedener Lizenzen findet sich im Wiki von Creative Commons.
3. Bearbeitungen kennzeichnen
Erlaubt es die jeweilige Creative-Commons-Lizenz, die Inhalte zu bearbeiten, so muss man darauf hinweisen, dass und wie ein Werk bearbeitet wurde. Hier stellt sich häufig die Frage, welche Art von Veränderungen als „Bearbeitungen“ gelten. In den ausführlichen Fassungen der Lizenzen werden Beispiele genannt:
- die Übersetzung eines Werks in eine andere Sprache,
- die Umwandlung eines Werks in eine andere Werkkategorie, etwa die Verfilmung eines Romans oder die Erstellung einer Hörspielfassung,
- die Synchronisierung von Musik mit anderen Werken, etwa einem Film.
Wann Veränderungen darüber hinaus als „Bearbeitung“ gelten, kann eine komplexe Frage werden. Die Antwort hängt dann nicht von den Creative-Commons-Lizenzen, sondern vom jeweiligen Urheberrecht eines Landes ab.
Daumenregel: Wenn durch Modifikationen die Aussage oder der Gehalt eines Werks verändert wird, handelt es sich um eine Bearbeitung.
Ein Beispiel: Ein Foto lediglich vergrößert oder verkleinert zu verwenden, gilt nicht als Bearbeitung, die Veränderung ist rein technisch. Doch bereits das Umwandeln von Farb- in Schwarzweiß-Fotos kann als Bearbeitung gelten, wenn sich zum Beispiel die Stimmung des Bildes ändert. Auch ein merklicher Beschnitt kann die Bildkomposition und damit den Gehalt des Fotos ändern. Ein kurzer Hinweis auf eine solche Bearbeitung kann dann etwa lauten: „Ausschnitt, farbverändert“.
Allerdings kommt es bei der Frage, ob eine Veränderung eine „Bearbeitung“ ist, auf das konkrete Material an. Einfache Erklärgrafiken oder schematische Zeichnungen etwa, wie sie oft in Lernmaterialien zu finden sind, sollen einen Sachverhalt veranschaulichen. Wenn man sie in eine schwarz-weiße Version umwandelt, sollte sich die Aussage normalerweise auch nicht ändern.
Wird Material im Laufe der Zeit mehrfach verändert, entsteht womöglich eine ganze Kaskade an Modifikationen. Wie so etwas aussehen kann, zeigen die Artikel in der Wikipedia, in der alle Änderungen in der Versionsgeschichte jedes Beitrag vermerkt sind.
Der Eintrag zu „Lehrbuch“ in der Wikipedia wurde mehr als hundertmal verändert. Die Auflistung aller Änderungen findet sich unter dem Reiter „Versionsgeschichte“ und dient auch den Anforderungen der Creative-Commons-Lizenz.
Quelle: Kombinieren, Bearbeiten, Remixen: OER richtig verwenden, Henry Steinhau und David Pachali für iRightsinfo, Auszug bearbeitet von Christa Gmeiner, Creative Commons Attribution 4.0 International.
https://irights.info/artikel/kombinieren-bearbeiten-remixen-oer-richtig-verwenden/28560